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Das Forschungsprofil der Freiburger Politikwissenschaft

Den Studierenden der Politikwissenschaft in Freiburg werden in der Lehre die Gegenstände des Faches in seiner gesamten Breite nahe gebracht. Ausgehend von der Humboldt’schen Idee der Einheit von Forschung und Lehre werden dabei kontinuierlich Seminare und Kurse angeboten, die sowohl die Ergebnisse der eigenen Forschungsarbeiten vermitteln als auch diese in den inhaltlichen und methodischen Gesamtkontext des Faches stellen. Im Rahmen der drei Teildisziplinen der Politikwissenschaft – der Vergleichenden System- und Regierungslehre, der Internationalen Politik sowie der Politischen Philosophie, Theorie und Ideengeschichte – wenden sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer Forschung verschiedenen Spezialgebieten zu, die sehr deutlich den Facettenreichtum des Faches widerspiegeln.

Eine Auswahl der im Rahmen der Forschungsarbeit am Seminar entstandenen Publikationen finden Sie hier.

Das Forschungsprofil der Freiburger Politikwissenschaft konturiert sich im Bereich der Vergleichenden System- und Regierungslehre entlang der verschiedenen Dimensionen von Politik, nämlich (1) den institutionellen Rahmenbedingungen (polity), (2) den politischen Prozessen und den handelnden Akteuren (politics) sowie (3) den Inhalten und Ergebnissen der Politik (policy). Zu ersterem gehört im Wesentlichen die vergleichende Analyse verschiedener politischer Systeme, wobei der Forschungsschwerpunkt auf Demokratien und unter diesen insbesondere auf Deutschland und den USA liegt. In den Kontext der polity-Forschung ordnen sich des Weiteren der Parlamentsvergleich, die vertiefte Beschäftigung mit den verschiedenen Ausformungen direkter Demokratie sowie die in Freiburg traditionsreiche Wahlforschung ein. Im Bereich der politics-Forschung gilt am Seminar für Wissenschaftliche Politik ein besonderes Augenmerk der Konfliktforschung, der Analyse politischer Strategien und der Untersuchung von Regierungsscheitern. Die policy-Dimension findet in den vergleichenden Studien zur Haushalts- und Finanzpolitik, zur wohlfahrtsstaatlichen Tätigkeit, zur Politik der Inneren Sicherheit sowie zur Atomenergiepolitik verschiedener Staaten ihre Berücksichtigung (ausführlicher siehe Forschungsprojekte am Lehrstuhl für Vergleichende Regierungslehre).

Im Bereich der Internationale Politik sind drei thematische Schwerpunkte Gegenstand der Forschung: (1) Globale und regionale Steuerungsprozesse und Institutionen, (2) Sicherheitspolitik und (3) Entwicklungspolitik. Innerhalb des ersten Schwerpunktes steht im Zentrum des wissenschaftlichen Interesses die theoriegeleitete und methodisch fundierte Untersuchung internationaler Institutionen, da diesen ein besonderer Stellenwert bei der friedlichen Bearbeitung globaler Probleme durch kollektives Handeln beigemessen wird. Innerhalb des zweiten Schwerpunktes bilden neue Bedrohungsszenarien und nicht-konventionelle grenzüberschreitende Sicherheitsrisiken eine zentrale Rolle. Der dritte Schwerpunkt greift auf die lange Freiburger Tradition der Entwicklungsforschung zurück. Im Mittelpunkt stehen hier institutionelle und politische Transformationen in den Ländern des „globalen Südens“ unter den Bedingungen veränderte globaler Strukturierungsprozesse. Diese drei Forschungsgebiete finden sich im neuen Freiburger Schwerpunkt der Südostasienforschung wieder. Die fundierte Area Studies-Kompetenz bildet die Grundlage für einen dezidiert fächerübergreifenden Zugang, der die Disziplinen Politikwissenschaft, Anthropologie, Wirtschaftslehre und Geschichte einschließt. Die Konzeptionalisierung von Area Studies wird als relationale, transkulturell-orientierte Forschung verstanden, die weder Orientalismus noch Okzidentalismus betreiben möchte (ausführlicher siehe Forschungsprojekte am Lehrstuhl für Internationale Politik).

Die Forschungsbereiche der Teildisziplin Politische Philosophie, Theorie und Ideengeschichte liegen in der Analyse einer über 2000-jährigen Geschichte politischen Denkens. Dabei wird ein Theoriebegriff zugrunde gelegt, der normativ-ideengeschichtliche, empirisch-analytische und methodische Theorien gleichermaßen umfasst. Geleitet wird diese Forschung von der Frage, wie geschichtliche Erfahrungen, Institutionen und Ideen auf unterschiedliche Gesellschaften wirken und wie wiederum Gesellschaften Erfahrungen, Institutionen und Ideen beeinflussen. Zusammen mit anthropologischen Annahmen und politischen Idealen entstehen Staats- und Gesellschaftstheorien, welche die politische Praxis formen. Dieses Theorieverständnis integriert ideen- wie zeitgeschichtliche Kontexte, gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge, aktuelle politische und gesellschaftliche Problemlagen, Mikro- und Makroperspektiven der aktuellen Politik, Theoriendynamik, Systemwandel und Krisenerscheinungen der Zeit. Mit systematischen Fragestellungen nach kollektiven und individuellen Ansprüchen von Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit verdichten sich diese Aspekte in langjährigen Forschungsschwerpunkten über Politik-, Wirtschafts- und Sozialreformen, der Dichotomie von Freiheit und Sicherheit, in Theorien der Gerechtigkeit, der Genderforschung und der politischen Globalisierung. All diese Forschungsfragen werden in interdisziplinären Kooperationen mit der Philosophie, den Rechts-, Wirtschafts- und Technikwissenschaften, der Geschichte und der Soziologie bearbeitet (ausführlicher siehe Forschungsprojekte am Lehrstuhl für Politische Philosophie, Theorie und Ideengeschichte).

Die vierte Professur des Seminars beschäftigt sich mit Governance in Mehrebenensystemen. Dementsprechend bilden Projekte zu Governance in Mehrebenensystemen den Schwerpunkt der Forschungstätigkeit. Hierzu gehören Arbeiten zum Vergleichenden Regionalismus, dem Mehrebenensystemen der EU, sowie die Rolle von staatlichen und regionalen Akteuren in internationalen Verhandlungen und internationalen Konflikten (ausführlicher siehe Forschungsprojekte am Lehrstuhl Governance in Mehrebenensystemen). Wir beschäftigen uns auch mit Theorien regionaler und internationaler Kooperation und Konflikten, sowie mit Fragen des institutionellen Designs und der Verrechtlichung von regionalen und internationalen Institutionen. In unserer Forschung und Lehre legen wir einen großen Wert auf die Anwendung politikwissenschaftlicher Forschungsdesigns sowie auf methodische Passfähigkeit und Stringenz.

Die jüngst eingerichtete Professur für Entwicklungstheorien und Entwicklungspolitik beschäftigt sich vor allem mit ausgewählten Governance-Problematiken in außereuropäischen Regionen. Die Forschung konzentriert sich auf Fragen von Macht, Staatsinstitutionen und innergesellschaftliche Konflikte. Im Vordergrund stehen vergleichende Ansätze bei permanenter Berücksichtigung zentraler (kultureller, historischer, ökonomischer) Kontextfaktoren – ganz im Sinne von “comparative area studies” als Forschungsperspektive. Das heißt inter- und intra-regionale sowie cross-temporale Vergleiche sind gleichberechtigte Ansätze. Empirische Forschungen, bevorzugt aufbauend auf Vor-Ort-Erfahrungen werden als zwingend angesehen, um Theorieproduktion innovativ zu gestalten. Drei thematische Schwerpunkte werden derzeit verfolgt: 1) Ursprung, Konsequenzen und Bearbeitung ethno-politischer und religiöser Konflikte, 2) Staat und Governance, 3) Ressourcenpolitik (ausführlicher siehe Forschungsprojekte an der Professur für Entwicklungstheorien und Entwicklungspolitik).


 

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